Menschlichkeit, wie ich sie verstehe, bringt nicht nur Wärme in unser Leben und unsere Beziehungen. Sie setzt auch die enormen Kräfte wieder frei, die wir in ungeeigneten Antworten auf schwierige Phasen und Emotionen oft unnütz binden und verbrennen.
Kein
Leben ist perfekt. Kein Mensch ist perfekt. Wir
alle
– ohne Ausnahme – haben
Schwächen
und machen
Fehler,
und wir alle erleben schwierige
Phasen
und emotionalen
Schmerz.
So ist das Leben. Darin besteht oft sogar seine Würze. Das
steckt meist auch hinter großer Kunst oder hinter Lebensläufen, die
wir gerne bewundern. Und Humor entsteht bekanntlich dann, wenn man trotzdem noch lachen kann - trotz wem oder was eigentlich?
Würden
wir diese einfachen Wahrheiten wieder mehr zulassen, könnten
wir
tiefe
Verbundenheit
zu allen Menschen spüren und erleben, statt immer weiter in die
selbstgemachte
Isolation
zu driften. Als
Nobelpreisträger
für Physik
kennt Gerd
Binnig
kreative Prozesse aus eigener Erfahrung wie wohl kaum ein anderer. In
seinem Buch über Kreativität
(„Aus dem Nichts“, Piper) schreibt
der Mitentdecker des Rastertunnelmikroskops (macht
einzelne Atome sichtbar):
„Uns
wird viel mehr verziehen, als wir glauben, wenn wir uns selbst
verzeihen.
Dazu gehört die Einsicht: Fehler sind notwendig.
(...) Wenn man das einsieht, dann ist verzeihen einfach. Sobald man
kreativ
sein will,
gehört es zum System, Irrwege
zu gehen und 'Unsinn'
zu produzieren. Sobald man das einsieht, fällt es einem viel
leichter, sich selbst und anderen zu verzeihen."
Leben
ist
eben lernen
und das Leben lernt am
meisten
aus Fehlern. Die ganze
Evolution
basierte aus einem permanenten Prozess aus Versuch
und Irrtum
(Trial
and Error). Auch Kinder lernen so, nur wir Erwachsenen meinen, alles
stets und sofort perfekt und „richtig“ machen zu müssen. Und
wehe, wenn das nicht gelingt!
Ich
wünsche mir, dass möglichst viele Menschen eine Haltung zu Fehlern
und Schwächen wie
Gerd Binnig entwickeln, und zwar nicht, damit wir auch alle den Nobelpreis gewinnen, sondern um endlich wieder mehr Freude und Menschlichkeit zu entwickeln. Die
moderne
Psychologie
gibt uns für dieses Ziel wertvolle
Hilfsmittel an
die Hand. Konzepte wie Mitgefühl und Güte (Tania Singer, Richard Davidson), Selbstmitgefühl
(Kristin Neff, Christopher Germer), Achtsamkeit
(Jon Kabat-Zinn) oder Positivity
(Barbara Fredrickson) sind für jeden auch im hektischen Alltag
unserer Zeit gut umsetzbar. Das heißt:
Es
gibt einen wissenschaftlich fundierten
Weg,
entspannt und gelassen mit unseren Ängsten, Fehlern und Schwächen
umzugehen. Dieser Weg nutzt Fähigkeiten,
die jeder Mensch schon in sich trägt und trainieren kann.
"Die Emotion des Mitgefühls geht aus der Erfahrung hervor, dass die menschliche Erfahrung unvollkommen ist. Warum sonst würden wir sagen: 'Das ist nur menschlich', um jemanden zu trösten, der einen Fehler gemacht hat?"
(Kristin Neff, University of Texas)
Das ist menschlich!
Wir
alle haben schwierige Phasen und Momente von Schwächen, Ängsten und
emotionalem Schmerz. Wir alle machen Fehler. Das
mag hart sein, aber tragisch
wird
es erst dann,
wenn wir nicht gut und menschlich mit dieser Realität umgehen,
obwohl das im
Prinzip
gar nicht so schwierig wäre. Stattdessen greifen wir meist zu
ungeeigneten Mitteln:
Wer
sich zum Beispiel immer
nur
in die Arbeit stürzt, weil er eine
innere Unruhe,
eine Angst
oder Trauer unterdrücken möchte, wird mit der Zeit ebenso ausbrennen, wie ein Perfektionist, der sich nur wertvoll fühlt, wenn er alles unter Kontrolle hat. Suchen
wir in emotional schwierigen Phasen unser einziges Heil in Vergnügen und Konsum,
wird sich keine echte Freude einstellen. Statt dessen finden wir uns
eines
Tages eher
"im Hamsterrad" wieder
und des Nachts kann uns der verzweifelte Kampf ums Einschlafen
stundenlang
wach halten. Geben wir anderen die Schuld an unserem Frust, vergiften wir unsere Beziehungen - und werden den Frust auch nicht los. Der
Harvard-Dozent
Christopher
Germer
bringt diesen Mechanismus wie folgt auf den Punkt:
"Vieles, was wir tun, um uns nicht schlecht zu fühlen, führt genau dazu, dass wir uns noch schlechter fühlen"
So verbrennen wir oft unsere Lebenskraft völlig unnötig und vergiften auch noch unsere Beziehungen, was zusätzliche Lebenskraft kostet und uns viel Freude nimmt, weil es neuen Schmerz erzeugt - einen Schmerz, den man relativ leicht vermeiden könnte, wenn wir menschlich mit uns selbst und anderen umgehen würden.
In solcher Menschlichkeit empfinden wir sogar Verbundenheit statt Isolation, weil wir erkennen, dass wir alle in demselben Boot sitzen: Was dieses Thema mit Schwächen, Fehlern und Schmerz betrifft, ist jeder Mensch da draußen genau wie Sie! Jeder hat Schwächen, jeder macht Fehler, jeder trägt Schmerz in sich.
Nur was so manche leider verpassen: Aus den größten Schwächen können die größten Stärken werden, wenn man lernt, gut damit umzugehen. Gerade aus unseren größten Schwächen kann Charisma entstehen oder unsere eigentliche Berufung. Nicht selten stecken solche Schwächen und tiefer Schmerz hinter großer Kunst oder hinter Lebensläufen, die wir gerne bewundern.
"Durch Liebende Güte kann jeder und alles wieder aus sich selbst erblühen."
(Sharon Salzberg)
Menschlichkeit
heißt für mich schlicht,
dass jeder
Mensch Liebe verdient - auch Sie! Und
zwar nicht trotz unserer Fehler und Schwächen, sondern gerade
deswegen.
Ich zeige Ihnen - wissenschaftlich fundiert -, wie Sie selbst solche Liebe in Ihr Leben und Ihr Umfeld bringen und so ihr Leben auf vielen Ebenen bereichern und verbessern können. Sie setzen unnütz gebundene Kräfte frei und es kommt wieder mehr Wärme in Ihr Leben und in Ihre Beziehungen.
"Uns wird viel mehr verziehen, als wir glauben, wenn wir uns selbst verzeihen. Dazu gehört die Einsicht: Fehler sind notwendig. (...) Wenn man das einsieht, dann ist verzeihen einfach. Sobald man kreativ sein will, gehört es zum System, Irrwege zu gehen und 'Unsinn' zu produzieren. Sobald man das einsieht, fällt es einem viel leichter, sich selbst und anderen zu verzeihen."
(Gerd Binnig, Nobelpreisträger für Physik)
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