Unterscheidung der Geister

Immer mehr Influencer und Bestseller versprechen wundersame Möglichkeiten, Wünsche zu erfüllen und Träume zu verwirklichen. Es wird versucht zu "manifestieren", was das Zeug hält. Doch wozu eigentlich? Was steckt hinter all diesen Träumen und Wünschen? Entsprechen sie wirklich dem, was ich wirklich, wirklich will, oder bin ich mit diesem Ziel oder Traum nur auf der Flucht vor irgendetwas, das in mir selbst liegt?

Die spannende Frage lautet: Folge ich mit einem Traumziel meinem Herzen oder fliehe ich damit vor einem Schmerz? Meiner Erfahrung nach ist sehr oft letzteres der Fall. Und dann gehen die Wünsche entweder nicht in Erfüllung oder falls doch, macht uns das auch nicht glücklich. Im Gegenteil: Es macht viele Dinge oft nur noch schlimmer.

In diesem Coaching üben wir, die Geister zu unterscheiden. Worum geht es Ihnen eigentlich wirklich? Was ist Ihr WARUM? Und wie könnte ein Weg dahin aussehen? 

Sorry!

Sorry, aber nach über zehn Jahren Erfahrung mit diesem Thema möchte ich jetzt folgende Überlegungen in die Welt tragen, denn es gibt immer mehr Autoren, auch sehr populäre, die nicht müde werden, diese Sache mit dem Manifestieren zu erklären. Ihren Erfolg kann ich auch gut verstehen. Wer hört nicht gerne, dass die Erfüllung aller Wünsche so einfach möglich ist?  Als gelerntem Physiker und als gläubigem Menschen stören mich an diesen Anleitungen drei Dinge: 
 

1) Als "wissenschaftliche" Grundlage für das Manifestieren wird sehr gerne die Quantenphysik in einer Weise dargestellt, die leider Unsinn ist. Da fallen Aussagen wie: "Die Quantenphysik hat bewiesen, dass Gedanken die Raumzeit krümmen". Oder: "Die wichtigste Erkenntnis der Quantenphysik ist ihr Prinzip Nummer 1: Dein Bewusstsein schafft deine Lebenserfahrung". Aus solchen Fehlinterpretationen wird dann gefolgert, man müsse nur auf die richtige Weise denken und vor allem fühlen, dann ziehe man die gewünschte Realität in sein Leben, sprich: Dann krümmen quasi meine Gedanken die Raumzeit so, dass mein Wunsch in Erfüllung geht. Nur sorry, Leute: Die arme Quantenphysik hat nicht die geringste Ahnung davon, wie sich unsere Gedanken, unser Fühlen oder unser Bewusstsein auf die Raumzeit oder gar auf unsere Lebenserfahrung auswirken oder ob sie sich überhaupt darauf auswirken. ... Was die Quantenphysik aber durchaus beitragen kann, um unseren Blickwinkel enorm zu erweitern, erfahren Sie weiter unten.
 

2) Als Gebrauchsanweisung für das richtige Denken und vor allem Fühlen zitieren alle Autoren, die ich kenne (und das sind nicht wenige), immer wieder dieselbe Stelle in der Bibel: Mk 11,24 (siehe unten). Doch den entscheidenden Teil in diesem Abschnitt übersehen sie alle! Ich vermute, weil er etwas unbequem ist. Und weil er uns auf den Boden unserer tatsächlichen Realität zurück holt.


3) Mit den Anleitungen zum Manifestieren werden Menschen verführt, Ziele und Träume auf eine Art und Weise zu verfolgen, die Ihnen mehr schadet als hilft. Viele fangen dann an, nur noch um sich selbst und ihr Ego zu kreisen, und halten sich dabei für "liebevoll", "spirituell" und "hoch schwingend". Ich empfehle dazu den Artikel "Spiritualität auf Abwegen" über "Narzissmus in Yoga und Meditation" in Spektrum Psychologie, Heft 01.22 (ganz unten finden Sie ein paar Zitate daraus). Nicht selten werden dann z. B. wertvolle Beziehungen leichtfertig zerstört oder gute Jobs hingeworfen, nur um später festzustellen: "Irgendwie lande ich immer bei denselben Typen / in derselben Sch...".
 

Jedes Mal, wenn ich wieder so ein verheißungsvolles Video auf Instagram oder Youtube sehe, schießt mir diese Frage in den Kopf: "Leute, worum geht es euch eigentlich wirklich?" Was steckt eigentlich hinter euren Träumen und Wünschen? Wenn Sie diese Frage ernsthaft für sich beantworten möchten, dann begleite ich Sie sehr gerne. 
 

Sie werden dann auch bald verstehen, warum es mit dem Manifestieren bei Ihnen irgendwie nicht so recht klappen mag, und keine Angst: Ich werde Ihnen nicht erklären, wie es angeblich richtig geht. Ich schlage Ihnen statt dessen vor, dass Sie herausfinden, worum es Ihnen wirklich geht bei Ihren Träumen und Wünschen - und wie Ihr Weg dahin aussehen kann.

 

Zur Quantenphysik


Tatsächlich kann man von der Quantenphysik spannende Brücken bauen zu einer immateriellen Ebene des Seins. Anton Zeilinger, der Nobelpreisträger für Physik von 2022,  gab zum Beispiel dem letzten Kapitel in seinem populärwissenschaftlichem Buch "Einsteins Schleier" über "Die neue Welt der Quantenphysik" (C. H. Beck, 2003) den Titel: "Die Welt als Information". Dort stellt er die "radikale Grundidee" auf: "Information ist der Urstoff des Universums." Das klingt irgendwie schon nach "Im Anfang war das Wort" (Joh 1,1) Und siehe da: Genau dieses Bibelzitat stellt der Nobelpreisträger diesem letzten Kapitel seines Buches voran.   
 

Von der Quantenphysik kann man also durchaus Brücken bauen zu den Weisheitstraditionen, auch zur Bibel. Von dort ergeben sich dann durch einen neuen Blickwinkel tatsächlich auch neue, wertvolle Erkenntnisse über unsere Lebenserfahrung. In dem Interview mit der Überschrift "Ich glaube nicht, dass die Welt rein Materialistisch verstehbar ist" (https://www.youtube.com/watch?v=bOeKkPvaF7w) sagt Anton Zeilinger von sich: "Was Religion betrifft, bin ich sicher ein Mystiker." (Minute 40:33). ... Mehr zur Mystik erfahren Sie weiter unten.
 

Anton Zeilinger zählt für seine spektakulären Experimente zur Verschränkung und Teleportation zu den bedeutendsten Quantenphysikern unserer Zeit. Er hat im Grunde einen ersten, wenn auch noch winzig kleinen Schritt hin zum Beamen gemacht. Manche Kollegen nennen ihn daher scherzhaft "Mr. Beam". Sehr, sehr, sehr spannend finde ich, wie Zeilinger im oben zitierten Interview anhand des "Beamens" eine Brücke baut zwischen Information und Seele (ab Minute 38:30). Sie gipfelt in der Aussage: "Eigentlich wird ja nur die Seele teleportiert".


Ab Minute 36:24 kann man Zeilinger noch dieses sagen hören: "Den Esoterikern sage ich immer: Lernt erst Mal die Quantenphysik! Ihr werdet euch wundern. Das ist noch viel verrückter als das, was ihr mir erzählt." 
 

Mystik
 

Was sich hinter der Lebensphilosophie der Mystik verbirgt, könnte übrigens auch Gegenstand eines Coachings sein, denn ich verstehe mich ebenfalls als Mystiker


In der Mystik geht es um die ganz konkrete innere Erfahrungen, also um unsere eigenen Gedanken, Gefühle, um unser Bewusstsein etc. Hier wird sich nichts eingebildet, es wird nichts verleugnet und es wird auch nichts manifestiert oder beim Universum bestellt. Mystiker:innen versuchen schlicht, ehrlich zu sich selbst zu sein. Sie haben das Ziel, in Einklang und in Harmonie zu kommen mit dem Großen und Ganzen. Ich nenne das "das wahre Selbst entwickeln"


Auf dem Weg dahin gilt es, schwierige und hinderliche Dinge, die in uns selbst liegen, auch in uns selbst zu klären und zu bereinigen. Das mag anstrengend klingen. Wer aber diese innere Arbeit umschiffen möchte und dafür Lösung und Erfüllung nur im Außen sucht (neuer Job, neuer Partner, neue Reise, mehr Geld etc.), der wird seine Probleme überall mit hin tragen und "irgendwie immer wieder im selben Film" landen. Dieses ist dann wirklich anstrengend ("Hamsterrad", "Innere Leere"), während eine aufrichtige innere Arbeit sehr schnell auch viel Freude macht, weil sie das Leben wieder ins Fließen bringt


Das coole an einer inneren Arbeit im Sinne der Mystik ist aus meiner Sicht: Sie bleibt stets im Hier und Jetzt, also bei dem, was sich jeweils aktuell bei mir zeigt. Was denke ich gerade? Was fühle ich gerade? In welchem Film stecke ich gerade wieder? Sind da Muster erkennbar? Wenn ja: sind diese hilfreich oder schädlich? Welche hilfreichen Denkmuster könnte ich einüben? Welche Denkmuster / Mindsets sind überhaupt hilfreich? etc. Mystik braucht also keine Psychoanalyse aller Kindheitserlebnisse. Sie bleibt schlicht in der aktuellen Erfahrung, sprich bei unserer inneren Realität. Mystik braucht den Mut, ehrlich zu sich selbst zu sein, und das Wissen darum, wie wir liebevoll mit dem umgehen können, was in uns und in anderen steckt. Dieses Wissen nennt man "Weisheit".


Was mich begeistert: Eine Fülle an großartigen Erkenntnissen der modernen Psychologie und Hirnforschung über Denkweisen und Praktiken in Weisheitstraditionen geben wissenschaftlich fundierte Hinweise auf Übungen und Denkmuster, die wirklich hilfreich sind auf dem Weg zu unserem wahren Selbst, etwa Erkenntnisse über offene Präsenz, Liebende Güte (Metta), Mitgefühl, Selbstmitgefühl, Altruismus, Dankbarkeit, Vergebung, Weisheit, Sinn, Demut, Vertrauen, Authentizität, Freude, Glück, gelingende Beziehungen, gelingendes Miteinander, psychische Grundbedürfnisse oder das rechte Verhältnis von Geben und Nehmen. 


Die moderne Psychologie hat eine Fülle an wertvollen Erkenntnissen gesammelt, die auch gläubigen Menschen helfen können, viel besser zu verstehen, was "Liebe" eigentlich alles bedeuten kann.

 

Eine Einführung in die Mystik mit zahlreichen praktischen Übungen gibt zum Beispiel mein Workshop "Wege zur Quelle". Dort baue ich gleichzeitig eine Brücke zwischen Wissenschaft und Spiritualität. Bilder großer Physiker weiten unseren Blickwinkel. Ich skizziere dort auch ein neues Bild der Wirklichkeit, ein Bild, das wieder Sinn stiften kann.

"Alles, worum ihr betet und bittet - glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil."

Mk 11, 24

Spiritualität auf Abwegen

Ganz oben auf der Titelseite von Ausgabe 01.22 der Zeitschrift "Spektrum Psychologie" (Verlag Spektrum der Wissenschaft) springt dem Leser / der Leserin diese Zeile in die Augen: "SPIRITUALITÄT: Narzissmus in Yoga und Meditation". Als spiritueller und gläubiger Mensch spricht mir der so angekündigte Text wahrlich aus der Seele. Er beschreibt, schön wissenschaftlich formuliert, Erfahrungen, die ich oft in der spirituellen Szene gemacht habe.

 

Ich möchte aus diesem Artikel die Zusammenfassung für Sie zitieren. Sie hat eine Überschrift und drei kurze Punkte:
 

 

"Spiritualität: Ego-Bremse oder Ego-Booster?

 

1
Der Mensch hat das Bedürfnis, sich in einem positiven Licht zu sehen. Das Bedürfnis nach Selbstaufwertung nutzt auch spirituelle Methoden, die eigentlich das Ego mäßigen und transzendieren sollen.

 

2

Die Vorteile von Yoga und Meditation etwa können darin gründen, dass sie das narzisstische Selbst aufbauen. So führen sie unter dem Deckmantel der spirituellen Erleuchtung zur Illusion der spirituellen Überlegenheit.


3
Gesunde Transzendenz erfordert, sich der Realität zu stellen - mit Gelassenheit und liebevoller Güte. Sich bewusst zu werden, wann es mal wieder ums Ego geht, ist der ersten Schritt auf diesem Weg."